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Anthropologie

Für die Erziehung u. Bildung des Kindes fordert Montessori einen neuen Aus- gangspunkt. Dieser dürfe kein von außen festgelegtes Programm sein, sondern müsse die Kenntnisse der natürlichen Gesetze menschlichen Lebens in den Mittel- punkt stellen. Grundlage ihrer Pädagogik sind keine willkürlichen theor. Annahm- en, sondern anthropologische Grundannahmen, die aus ihren Beobachtungen der Entwicklung u. des Verhaltens von Kindern u. der kritischen Auseinandersetzung mit biologischen u. psychologischen Erkenntnissen ihrer Zeit resultieren. Die anthropologischen Beobachtungen u. Erkenntnisse, die Montessori als Grundlage ihres Erziehungskonzepts dienen, sind umfassend. Die Pädagogin befasste sich mit der Sonderstellung des Menschen in der Natur, beleuchtete dabei biologische, soziale u. kosmische Aspekte, sie beobachtete u. beschrieb die Besonderheiten des kindlichen Geistes sowie die Art der Ontogenese, sie erkannte Empfänglich- keitsperioden u. unterschied Entwicklungsstadien von der Geburt bis zum erwachsenen Menschen.

Maria Montessori:
„Jeder, der meine Arbeit verfolgt hat, wird wissen, dass ich zu den ersten zählte, die stets die Naturgesetze der kindlichen Entwicklung verteidigt haben, und dass ich diese Gesetze zur Grundlage der Erziehung gemacht habe.“

„Somit setzt sich eine Wahrheit durch: Das Kind ist nicht ein leeres Gefäß, das wir mit unserem Wissen angefüllt haben und das uns so alles verdankt. Nein, das Kind ist der Baumeister des Menschen, und es gibt niemanden, der nicht von dem Kind, das er selbst einmal war, gebildet wurde.“

„Die Tiere werden geboren und sind mit allem fertig ausgestattet: der Art der Bewegungen, der Geschicklichkeit, der Auswahl der Nahrung, den der entsprechenden Art eigenen Formen der Verteidigung. Der Mensch hingegen hat alles in seinem sozialen Leben ausbilden müssen.“

„Jedes Individuum wird zum Schöpfer seiner eigenen Fähigkeiten, auch wenn es über physiologische Voraussetzungen verfügt, die sich an sich nicht verändern. Der Mensch ist also der Urheber seiner eigenen Vervollkommnung.“

„Man muss sich stets vor Augen halten, dass der Mensch sich nicht an der Universität entwickelt, sondern dass seine geistige Entwicklung bei der Geburt beginnt und in den ersten drei Jahren am stärksten ist. Diesen ersten Jahren gebührt mehr als allen anderen die wachsamste Sorge.“

„Wenn Hilfe und Rettung kommen können, werden sie nur vom Kind ausgehen, denn das Kind ist der Erbauer des Menschen. Dem Kind sind unbekannte Kräfte mitgegeben, die in eine hellere Zukunft führen können. Wenn wirklich eine Erneuerung angestrebt werden soll, muss die Entwicklung der Potenzen, die im Menschen liegen, Aufgabe der Erziehung sein.“

„Somit setzt sich eine Wahrheit durch: Das Kind ist nicht ein leeres Gefäß, das wir mit unserem Wissen angefüllt haben und das uns so alles verdankt. Nein, das Kind ist der Baumeister des Menschen, und es gibt niemanden, der nicht von dem Kind, das er selbst einmal war, gebildet wurde.“
(Maria Montessori)

Freiheit in der Erziehung - Warum und Wie!

Zemtrum der Montessori - Pädagogik ist das Prinzip der Freiheit. Deutlich wird das durch solche Schlüsselbegriffe wie "Freie Wahl", "Freiarbeit" als Bezeichnung der wesentlichen Arbeitsform, "Unabhängigkeit", "Wille" und "Disziplin und Freiheit" und "Freiheit und "Disziplin". Montessori verdeutlicht immer wieder, dass es von fundamentaler Bedeutung ist, diese in ihrer Pädagogik zugrunde liegende Freiheit entsprechend zu interpretieren.
Nachfolgend ausgewählte Aussagen Montessoris versuchen einen Einstieg zu ermöglichen. Wir empfehlen zum tiefen Verständnis der Montessori - Pädagogik dessen Fortführung durch das Durchdringen der wesentlichen Schriften Montessoris und die Beobachtung der Montessori-Praxis.

"Die Kinder in unseren Schulen sind frei, aber eine Organisation ist notwendig: eine sorgfältige Organisation, damit die Kinder frei sind zu arbeiten."

"Solange die Erziehung fort fährt, den Leitlinien einer erzwungenen Unterwerfung zu folgen, werden die gegenwärtigen Bedingungen bestehen bleiben; die Menschheit wird sich weiterhin aus vielen Menschen zusammensetzen, die von Freiheit sprechen, aber aus sehr wenigen freien Menschen!"

„Die Freiheit unserer Kinder hat als Grenze die Gemeinschaft, denn Freiheit bedeutet nicht, dass man tut, was man will, sondern Meister seiner selbst zu sein.“

"Bisher sprach man unbestimmt von der Freiheit des Kindes; es bestand nicht einmal eine klare Grenze zwischen "Freiheit" und "Vernachlässigung". Man sagte: "Die Freiheit hat ihre Grenzen", "Die Freiheit muss recht verstanden sein." Aber eine besondere Methode, die zeigt, "wie die Freiheit interpretiert werden und welches Was damit verbunden sein muss", ist bisher noch nicht festgelegt worden. Diese Festlegung muss der gesamten Erziehung einen neuen Weg öffnen."

"Wenn wir von Freiheit in der Erziehung sprechen, so meinen wir Freiheit für die schöpferische Kraft, welcher der Lebensdrang zur Entwicklung des Individuums ist. Es handelt sich nicht um eine zufällige Kraft ... Diese Kraft hat eine Lenkung, eine sehr feine, unbewusste Direktive, deren Sinn es ist, einen normalen Menschen zu entwickeln. Wenn wir von freien Kindern sprechen, denken wir an diese Kraft, die zum rechten Aufbau der Kinder frei sein muss. Diesem Zweck müssen wir helfen. Wenn wir das tun, so erleben wir, dass die Kinder zu diesem Lebensdrang zurückfinden und normal werden. Und wenn das geschieht, schwinden alle Abweichungen.
Dieses Phänomen entsteht aus den Lebensbedingungen. Und so muss die Behandlung schwieriger Kinder darin bestehen, ein freies Leben für sie vorzubereiten, in der Vorbereitung einer Umgebung, weil die Umgebung Teil des Lebens ist und es Leben ohne Umgebung nicht gibt. Dies ist eine sekundäre Vorbereitung. In der richtigen Umgebung entsteht Normalität in natürlicher Weise von selbst... So wird sich eines Tages ein Kind auf eine bestimmte Arbeit konzentrieren. Und danach werden wir empfinden, dass es sich geändert hat .. Wenn ein Kind sich konzentriert, so verändert sich sein Charakter. Es ist, als nähme es eine Maske ab." (alle Maria Montessori)

"Disziplin und Freiheit"

"Hier haben wir einen weiteren Einwand, den die Jünger der gewöhnlichen Schule gern vorbringen. Wie lässt sich Disziplin in einer Klasse erreichen, in der sich die Kinder frei bewegen können? Gewiss haben wir bei unserem System einen anderen Begriff von Disziplin. Auch Disziplin muss aktiv sein. Es ist nicht gesagt, dass ein Mensch nur diszipliniert ist, wenn er künstlich so still wie ein Stummer und so unbeweglich wie ein Gelähmter geworden ist. Hier handelt es sich um einen geduckten und nicht um einen disziplinierten Menschen. Wir nennen einen Menschen diszipliniert, wenn er Herr seiner selbst ist und folglich über sich selbst gebieten kann, wo es gilt, eine Lebensregel zu beachten."

"Freiheit und Disziplin erscheinen zugleich. Das war eine Entdeckung, denn gewöhnlich meint man, sie seien einander entgegengesetzt. Stattdessen haben wir erfahren, dass es keine Freiheit gibt ohne Disziplin. Freiheit und Disziplin sind eine harmonische Verbindung. Sie sind strikt miteinander verbunden. Nach einiger Zeit versteht die Erzieherin, dass, wenn es in ihrer Klasse an Disziplin fehlt, der Fehler bei ihr liegen muss. Die Kinder haben nicht genug Freiheit. So ist Disziplin wie eine Kontrolle eines Irrtums bezüglich der Freiheit."

"Die Disziplin in der Freiheit schien ein Problem zu lösen, dass bis dahin als unlösbar erschien. Die Lösung lag darin, dass Disziplin erlangt wurde, indem man Freiheit gab … Das hat sich über vierzig Jahre in verschiedenen Ländern wiederholt und beweist: Werden die Kinder in eine Umgebung versetzt, die ihnen die Möglichkeit bietet, eine geordnete Tätigkeit auszuüben, gewähren sie diesen neuen Anblick." (alle Maria Montessori)

"Unabhängigkeit" und "Der Wille"

"Denn das Kind ist im Zeichen der Ohnmacht, in der es geboren wird, als soziales Individuum von Bindungen umgeben, die seine Aktivität einschränken.
Eine auf Freiheit gegründete Erziehungsmethode muss darauf abgestimmt sein, dem Kind zu helfen, eben diese Freiheit zu erobern, und muss die Loslösung des Kindes von den Bindungen bezwecken, die seine spontanen Äußerungen einschränken."

"Wer bedient wird, statt dass man ihm hilft, nimmt in gewissen Sinne an seiner Unabhängigkeit Schaden."

"Oft hat sich daraus eine einfache Reaktion ergeben: eine ungeordnete Entfesselung nicht mehr kontrollierter Impulse, da sie zuvor vom Willen des Erwachsenen kontrolliert waren. Dem Kind seinen Willen lassen, das seinen Willen nicht entwickelt hat, heißt den Sinn der Freiheit verraten."

"Die freie Wahl ist die höchste Tätigkeit: Nur das Kind, das weiß, was es benötigt, um sich zu üben und sein geistiges Leben zu entwickeln, kann wirklich frei auswählen. Man kann von keiner freien Wahl sprechen, wenn jeder äußere Gegenstand gleichermaßen das Kind lockt und wenn dieses aufgrund mangelnder Willenskraft jedem Anruf folgt und rastlos von einem Ding zum anderen übergeht." (alle Maria Montessori)

„Die Freiheit unserer Kinder hat als Grenze die Gemeinschaft, denn Freiheit bedeutet nicht, dass man tut, was man will, sondern Meister seiner selbst zu sein.“ (Maria Montessori)

„Überall, wo unsere normalisierten Kinder die freie Wahl hatten, geschah das gleiche; und ich musste an die Insekten denken, die immer nur bestimmte Blumen anfliegen, die sie benötigen. Offensichtlich stellten diese Gegenstände eine Notwendigkeit für das Kind dar: sie wählen die Gegenstände aus, die ihnen beim Aufbau ihrer selbst helfen.“ (Maria Montessori)

„Während meines ganzen Lebens habe ich die Notwendigkeit der Freiheit der Wahl, der Selbständigkeit des Denkens und der menschlichen Würde proklamiert. ... Seit den ersten Anfängen meiner Erzieherlaufbahn habe ich Bedingungen der Freiheit für die Kinder empfohlen und eingerichtet. Die freie Wahl war das erste der Vorrechte in meinem Erziehungskonzept.“ (Maria Montessori)

"Polarisation der Aufmerksamkeit"

Montessori beobachtete, dass es für die Entwicklung des Kindes grundlegend ist in einer "Vorbereiteten Umgebung" die Möglichkeit der "freien Wahl" zu haben.

Damit gelangt das Kind zur "Polarisation der Aufmerksamkeit" (Grundphänomen der Montessori-Pädagogik), d. h. zu tiefer & ausdauernder Konzentration beim Arbeiten.

Dabei ist die Begleitung & Unterstützung durch einen "neuen Pädagogen" von großer Bedeutung.

Wesentlicher Bestandteil der "Vorbereiteten Umgebung" ist das durch wissenschaftliche Beobachtung entwickelte Montessori-Material.

„Die Organisation des psychischen Lebens beginnt mit einem charakteristischen Phänomen der Aufmerksamkeit."
(Maria Montessori)

"Gebote für den Erzieher des jungen Kindes" nach Montessori

1. „Die Lehrer haben zunächst eine Pflicht materieller Ordnung: minuziös die Umgebung zu pflegen, so dass sie sich sauber, glänzend, geordnet darstellt ..."
2. „Der Lehrer muss den Gebrauch der Dinge lehren ... und dies mit Anmut und Genauigkeit, damit alles in der Umgebung Befindliche von dem benutzt werden kann, der es wählt."
3. „Der Lehrer ist ‚aktiv‘, wenn er das Kind mit der Umgebung in Beziehung bringt: Er ist ‚passiv‘, wenn diese Beziehung erfolgt ist."
4. „Er muss die Kinder beobachten, damit ihre Kraft sich nicht vergebens ver- flüchtigt, wenn eines verborgene Gegenstände sucht oder eines der Hilfe bedarf."
5. „Er muss herbeieilen, wohin er gerufen wird."
6. „Er muss zuhören und antworten, wenn er dazu eingeladen wird."
7. „Er muss das Kind, das arbeitet, respektieren, ohne es zu unterbrechen."
8. „Er muss das Kind, das Fehler macht, respektieren, ohne es zu korrigieren."
9. „Er muss d. Kind respektieren, das sich ausruht u. das den anderen bei d. Arbeit zusieht, ohne es zu stören, ohne es anzurufen, ohne es zur Arbeit zu zwingen."
10. „Er muss aber unermüdlich versuchen, demjenigen Kind Gegenstände anzubieten, das sie schon einmal abgelehnt hat; das zu unterweisen, das noch nicht verstanden hat und Fehler macht. Und dies, indem er die Umgebung mit seinem Sorgen belebt, mit seinem bedachten Schweigen, mit seinem sanften Wort, mit der Gegenwart jemandes, der liebt."
11. „Der Lehrer muss seine Gegenwart das Kind spüren lassen, das sucht; sich verbergen dem, das gefunden hat."
12. „Der Lehrer erscheint dem Kind, das seine Arbeit vollendet und frei seine eigene Kraft erschöpft hat, und bietet ihm schweigend seine Seele an wie einen geistigen Gegenstand."

Eigenschaften des Pädagogen

„…statt des Redens muss sie das Schweigen lernen; statt zu unterrichten muss sie beobachten; statt der stolzen Würde dessen, der unfehlbar scheinen will, muss sie das Kleid der Demut anlegen.“ (Maria Montessori)

- Liebe zum Kind, "diszipliniert und mit Verstand angewandt"
- Demut und Geduld
- Selbsterziehung, Selbstreflexion und Selbstvorbereitung
- Fähigkeit zur teilnehmenden Beobachtung
- helfende und unterstützende Begleitung des Kindes, so wie es das braucht
- Respekt und Achtung gegenüber dem Kind und seinem Bildungsprozess
- Vorbereitung, Gestaltung und Pflege der Umgebung
- Warten und Beobachten
- Verantwortung für passende Erklärungen und Lektionen

„Und schließlich muss sie sich mehr durch Eigenschaften als durch Bildung auszeichnen.“ (Maria Montessori)

„Die Ausbildung zur Erziehung ist ein Studium sei- ner selbst. Die Ausbildung eines Lehrers, der dem Leben helfen soll, verlangt weit mehr als einfache intellektuelle Ausbildung; es handelt sich um eine Bildung des Charakters, eine geistige Bildung.“ (Maria Montessori)

Gestaltung der Umgebung

Um die freie Wahl der Lerninhalte u. Materialien zu ermöglichen, werden diese in offenen Regalen für das Kind gut sichtbar strukturiert u. geordnet. Das ist eine komplexe, dynamische, fleißige u. akribische Arbeit der Pädagogen, die sich sowohl auf ihre pädagogische u. lernpsychologische Kompetenz als auch auf die tägliche Beobachtung der in der Umgebung arbeitenden Kinder stützt. Die Umgebung sollte mehrere Räumlichkeiten vereinen. Es sollte auch genügend freier Raum sein (genauso viel wie mit Möbeln gefüllt), um die freie Bewegung u. die Platzwahl der Kinder zu ermöglichen. Die Umgebung sollte Pflanzen u. Tiere (z. B. Aquarium) zur Beobachtung u. Pflege durch die Kinder beinhalten. Die Materialien u. Dinge der Umgebung sollten begrenzt sein, d. h. jeweils nur einmal vorhanden u. generell ist es wichtig die Umgebung nicht zu überfüllen. Die gesamte Umgebung ist ordentlich, gepflegt u. ästhetisch. Bezüglich der personellen u. pädagogischen Aspekte verweisen wir auf "Freiarbeit"

"Um die Freiheit des Kindes zu verwirklichen, ist es notwendig, vorher eine für seine Entwicklung geeignete Umgebung vorzubereiten.“
(Maria Montessori)

Material, Eigenschaften & Bereiche

Das Material, von Montessori selbst „Entwicklungsmaterial“ genannt, bietet dem Kind die Möglichkeit, seine Fähigkeiten zu entwickeln. Die Kinder können mit den Materialien selbständig arbeiten. Das Material ist:

- entwicklungsgemäß - ästhetisch & motivational auffordernd
- ganzheitlich wirksam & Einbeziehung besonders die Sinne & der Bewegung
- mit einer Isolierung einer einzigen Eigenschaft ausgestattet
- mit einer integrierten Fehlerkontrolle ausgestattet
- zur wiederholten Übung & variantenreichen Anwendung geeignet
- geordnet & begrenzt & sie lösen damit auch soziale Prozesse aus

Materialbereiche:
- Übungen des praktischen Lebens
- Materialien zur Sinnesschulung
- Materialien für Kosmische Erziehung
- Materialien für Mathematik
- Materialien für Geometrie
- Materialien für Sprache

Stellenwert des Materials

„Unser Material soll kein Ersatz für die Welt sein, soll nicht allein die Kenntnis der Welt vermitteln, sondern soll Helfer und Führer sein für die innere Arbeit des Kindes. Wir isolieren das Kind nicht von der Welt, sondern wir geben ihm ein Rüstzeug, die ganze Welt und die Kultur zu erobern. Es ist wie ein Schlüssel zur Welt und ist nicht mit der Welt selbst zu verwechseln.“ (Maria Montessori)

„Wenn von Montessori – Pädagogik gesprochen wird, denkt jedermann zunächst an das Montessori – Material. Man stellt sich vor, dass es genügt, Montessori – Material zu kaufen, sich eine schriftliche Anleitung zum Gebrauch zu holen und damit die Montessori – Pädagogik „einzuführen“. Solche Vorstellungen messen dem Montessori – Material eine Bedeutung zu, das es in der Praxis der Montessori – Pädagogik nicht hat. Es mag damit zusammenhängen, dass für das Kind vom Montessori – Material eine unglaubliche Faszination ausgeht, damit zu arbeiten. Wer sich jedoch die Mühe macht, etwa mit den Augen des Kinderarztes die Lernvorgänge in einem Montessori – Kindergarten zu erleben, der sieht, dass das Material nicht die Montessori – Pädagogik darstellt. Im Mittelpunkt der Montessori – Pädagogik steht nicht das Material, sondern das Kind.“ (Theodor Hellbrügge)

„Man kann deshalb die eigentliche Intention Montessoris kaum ärger verfehlen, als wenn man sich einzelne Montessori-Materialien nach Art eines pädagogischen Aschenputtels willkürlich herausgreift, um sie in einer im Übrigen von den Grundgedanken Montessoris ziemlich unberührt bleibenden Erziehungspraxis anzuwenden. Will man der Montessori-Pädagogik gerecht werden, dann kann man es sich beim besten Willen nicht ersparen, gründlich in ihre Theorie einzusteigen, d. h. vor allem ihre wichtigsten Schriften zu studieren und ihren durchtragenden Prinzipien auf den Grund zu gehen.“ (Winfried Böhm)

"Wer heute von Freiheit in der Schule spricht, muss gleichzeitig Gegenstände anbieten – beinahe ein wissenschaftliches Instrumentarium, das die Freiheit ermöglicht." (Maria Montessori)

Warum Altersmischung?

- Die Kinder lernen mit- & voneinander.
- Die Kinder lernen auch durch das Beobachten, sie lernen am Modell!
- Die Kinder lernen durch das Erklären & Vormachen für andere Kinder!
- Die Lernwege zwischen den Kindern sind sehr kurz, effektiv & motivierend!
- Jedes Kind kann helfen & sich helfen lassen!
- Spitzenstellung & Außenseitertum werden durch Hilfsbereitschaft ersetzt.
- Konkurrenz tritt zurück hinter Kooperation und Unterstützung!
- Natürlich ist auch Altersgleichheit von Bedeutung, aber sie hat nicht das Primat!

"Die größte Vervollkommnung der Kinder wird durch die sozialen Erfahrungen erreicht." (Maria Montessori)

„Die Hauptsache ist, dass die Gruppen verschiedene Altersstufen umfassen, weil das großen Einfluss auf die Bildungsentwicklung des Kindes hat. ... Sie können sich kaum vorstellen, wie gut ein kleines Kind von einem älteren Kind lernt; ... Ist es für das ältere Kind nicht eine Vergeudung von Zeit? Aber dann wurde mir klar, dass, wenn man etwas lehrt, einem selbst der Gegenstand klarer wird. Durch nichts lernen Sie mehr als durch das Lehren anderer, besonders wenn Sie den Gegenstand nicht sehr gut beherrschen. Denn die Anstrengungen des anderen wirken wie eine Fehlerkontrolle für Sie selbst und regen Sie an, mehr Kenntnis zu erwerben, um den anderen zu vermitteln, was er braucht.“ (Maria Montessori)

Soziale Erfahrungen - Soziale Erziehung

Die Montessori – Pädagogik bietet den Kindern u. Jugendlichen entsprechend ihres Entwicklungsstandes verschiedene Handlungsfelder zur Verwirklichung eines harmonischen, sozialen u. inklusiven Miteinanders. Durch eigenes u. freies Han- deln in Gemeinschaften sammeln die Kinder u. Jugendlichen, die sich stetig er- weiternden u. komplexeren sozialen Erfahrungen, die sie zu sozialen u. für sich u. die Menschheit verantwortlichen Erwachsenen von Morgen werden lassen. Das soziale Begegnen, die sozialen Erfahrungen u. die sozialen Lernprozesse in den Lebens-, Lern- u. Arbeitsgemeinschaften sind dabei für die Kinder u. Jugendlichen alle einschließend u. durch die Handlungsmöglichkeiten jedes einzelnen unmittel- bar u. somit wahrhaft inklusiv, denn die Kompetenz für Vielfalt entsteht durch eigenes freies Handeln in ihr und mit ihr.

"Die Anhänger der direkten Unterrichtsmethode verstehen nicht, wie sich in einer Montessori-Schule das soziale Verhalten entwickeln kann, wo, wie sie glauben, man sich nur um den schulischen Stoff kümmert, aber nicht um das soziale Leben. Sie sagen: "Wenn die Kleinen alles alleine tun, wo bleibt dann noch das soziale Leben?" Aber was ist das soziale Leben anderes als das Lösen von Problemen, gutes Verhalten und Entwerfen von Plänen, die für alle annehmbar sind? Sie glauben, das soziale Leben bestünde darin, nebeneinander dazusitzen und einem zuzuhören, der spricht; das ist keineswegs soziales Leben.
Die einzige Gelegenheit zu sozialem Leben haben die Kinder in öffentlichen Schulen nur in den Pausen oder bei den seltenen Ausflügen; während die Kinder unserer Schule immer in einer Arbeitsgemeinschaft leben." (Maria Montessori)

„Die größte Vervollkommnung der Kinder wird durch die sozialen Erfahrungen erreicht.“

„Es ist notwendig, eine Umgebung für soziale Er- fahrungen zu organisieren, die einen steigenden Schwierigkeitsgrad aufweisen und klug geleitet sind. Sie müssen in der Zukunft die Stärke des Charakters und die Moral der Menschen sichern."
(Maria Montessori)

Friedenserziehung

"Frieden und Erziehung" - dauerhafter Frieden ist für Montessori nur durch die richtige Erziehung zu verwirklichen und das bedeutet für sie auf das Kind zu schauen und seine Selbstverwirklichung passend zu begleiten und die entsprechenden Bedingungen dafür zu gestalten.
Nur eine Erziehung, die den wertvollen und verantwortlichen Umgang mit Freiheit ermöglicht und begleitet, die die "kosmische Mission" des Menschen zur Gestaltung einer "Einzigen Nation" begreift, schafft die entsprechenden Voraussetzungen für einen dauerhaften Frieden.
Montessori - Pädagogik ist somit zutiefst Friedenserziehung!

Frieden & Erziehung

Es folgen Aussagen Montessoris aus verschiedenen von ihr gehaltenen Vorträgen speziell zu "Frieden und Erziehung" (Genf 1932, Brüssel 1936, Amersfoort 1936, Kopenhagen 1937, London 1939). Wir empfehlen zur tiefgründigen Auseinander-setzung u. a. das Buch "Frieden und Erziehung" von Maria Montessori, herausgegeben von Oswald und Schulz-Benesch.

"Der wahre Friede bedeutet Sieg der Gerechtigkeit und der Liebe unter den Menschen: bedeutet eine bessere Welt, in der Harmonie herrscht."

"Das Kind, das nie gelernt hat, allein etwas zu tun, seine eigenen Handlungen zu lenken und seinen eigenen Willen zu beherrschen, erkennt man im Erwachsenen wieder, der sich lenken lässt und der Anlehnung an andere benötigt."

"Konflikte zu vermeiden ist Werk der Politik; den Frieden aufzubauen ist Werk der Erziehung."

"Die Verarmung eines Volkes bedeutet nicht Reichtum für ein anderes, sondern den Verfall aller. Die Zerstörung einer Nation wäre dasselbe, als amputiere man sich eine Hand in der Illusion, die andere würde ihre Kraft dadurch verdoppeln. Wir alle bilden einen einzigen Organismus, eine Einzige Nation."

"Es wird immer menschliche Gruppen und Familien mit verschiedenen Traditionen und Sprachen geben, aber diese werden keine Nationen im hergebrachten Sinne des Wortes mehr bilden können. Sie müssen sich als Angehörige eines einzigen Organismus zusammenschließen oder sterben."

"Unsere Hoffnung auf den zukünftigen Frieden liegt nicht in den Belehrungen, die der Erwachsene dem Kind erteilen kann, sondern in der normalen Entwicklung des neuen Menschen."

"Wenn wir ein reines Wesen finden wollen, das gleichermaßen frei und fern von der einen oder anderen philosophischen Idee oder von den politischen Parteien ist, finden wir dieses neutrale Wesen im Kind. Und wenn wir bedenken, dass sich alle Menschen durch die Sprache unterscheiden, die sie sprechen, werden wir im Kind das Wesen erkennen, das keine Sprache spricht und das bereit ist, jede Sprache zu erlernen. Hier ist also der Kern, dem wir uns zuwenden müssen, wenn wir den Weg zur Verwirklichung des Friedens suchen. Warum erscheint bei den Versammlungen, die zum Frieden aufrufen, nicht die triumphierende Schar der Kinder?"

"Das Kind würde vor uns als Lehrmeister des Friedens erscheinen."

„Ich bitte die lieben Kinder, die alles können, mit mir zusammen für den Aufbau des Friedens zwischen den Menschen und in der ganzen Welt zu arbeiten.“
(Inschrift auf dem Grabstein M. Montessoris)

Primärliteratur

- "Die Entdeckung des Kindes"
- "Praxishandbuch der Montessori - Methode"
- "Psychogeometrie"
- "Psychoarithmetik"
- "Kinder sind anders"
- "Grundlagen meiner Pädagogik"
- "Schule des Kindes"
- "Das kreative Kind"
- "Grundgedanken der Montessori - Pädagogik"
- "Kosmische Erziehung"
- "Die Macht der Schwachen"
- "Dem Leben helfen"
- "Frieden und Erziehung"
- "Spannungsfeld Kind-Gesellschaft-Welt"
- "Gott und das Kind"
- "Von der Kindheit zur Jugend"
- "Erziehung für eine neue Welt"
- "Entwicklungsmaterialien in der Schule des Kindes"

Sekundärliteratur

Autoren:

Böhm, Eckert, Eichelberger, Heiland, Hellbrügge, Helming, Holstiege, Klein, Ludwig, Oswald, Schaub, Schmutzler, Schulz–Benesch, Standing & Steenberg